Unmittelbare Folgen der Abkehr von G9

Als Abiturient unter dem Modell des G9 (Abitur 2006) habe ich den Wechsel zu G8 und die damit verbundenen Nachteile des G8er-Modells in den Jahrgängen danach erlebt. Wenn mehr oder weniger derselbe Stoff in weniger Zeit behandelt wird, muss dies mit Nachteilen verbunden sein. Dies scheinen auch zunehmend Studien zu belegen.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat die mittelfristigen Folgen des Wechsels zum G8-System untersucht. Demnach hat die Zahl der Studienanfänger unter den G8-Abiturienten um sechs Prozentpunkte abgenommen. Des Weiteren ist die Zahl der Studienabbrecher und Studienwechsler gestiegen. Viele Abiturienten fühlen sich „orientierungslos“ und sehnen sich nach dem Abitur nach einer Pause, beispielsweise über ein Auslandsjahr oder Freiwilligendienste, und verschieben so den Studienbeginn. (s. ZEIT ONLINE vom 24.05.2017 „Keine Lust aufs Studium nach G8„) Wenn dann im Studienverlauf der Studiengang gewechselt oder abgebrochen wird, wird das eigentliche Ziel des G8-Systems ad absurdum geführt: schnellere Studienabschlüsse, um die Sozialsysteme zu entlasten (u.a.).

Unterschiede zwischen G8 und G9

Als selbstständiger Dozent für studienvorbereitende Module seit 2010 erfahre ich ebenfalls einen markanten Unterschied zwischen den G9er- und G8er-Abiturienten bei den Studierenden, auch wenn ich hier nur von subjektiven Erfahrungen sprechen kann. Die Generation der G8er-Abiturienten möchte schnelle Lösungswege, die unmittelbar zum Prüfungserfolg führen sollen. Es wird sehr stark nach vereinfachenden Kochrezepten gefragt, auch wenn diese nicht immer möglich sind. Der längere und schwierigere Weg, den Lehrstoff und Zusammenhänge zu verstehen, wird abgelehnt und als nicht zielführend betrachtet. Dies hat unmittelbar Auswirkungen auf den Prüfungserfolg und die späteren technischen Skills im Sinne von Knowhow, worüber sich auch zunehmend Unternehmen beklagen. Um im steigenden internationalen Wettbewerb standzuhalten, benötigen wir jedoch hoch-qualifizierte Abiturienten und Studienabsolventen.

Ich setze mich daher persönlich für die Wiedereinführung von G9 in NRW ein und fungiere als Ansprechpartner für die Region Aachen der Initiative „G9 jetzt“. Unterschriften für die Petition zur Wiedereinführung von G9 können in meinem Büro in der Martinstraße 10-12 (alpha academica) geleistet werden.